Multiple Krisen haben soziale Lage in Österreich verschärft
Erhebung der Statistik Austria sieht Anstieg von absoluter Armut
Für die "EU-Gemeinschaftsstatistik über Einkommen und Lebensbedingungen" befragt Statistik Austria jährlich rund 6.000 Privathaushalte. Die Befragungen fanden von März bis August 2023 statt, unmittelbar nachdem die Inflation ihren Höhepunkt erreicht hatte.
Die Ergebnisse zeigen: Die soziale Lage hat sich laut der EU-weiten Erhebung zu Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC) verschärft: So waren im Jahr 2023 in Österreich 336.000 Menschen erheblich materiell und sozial benachteiligt, das sind rund 135.000 Personen mehr als noch 2022. Das heißt, dass sich diese Menschen viele Dinge des täglichen Lebens wie Miete, Heizen oder Lebensmittel und unerwartete Ausgaben bis 1.370 Euro nicht leisten konnten. Im Jahr 2022 waren es noch 201.000 Personen (2,3 %) gewesen, bei der Erhebung 2020 rund 259.000 Personen (3 %).
Die mittleren Haushaltseinkommen stiegen laut Befragung um 11,9 Prozent - sogar über der Inflation. Gleichzeitig stieg aber auch die Zahl der Personen, die von Armut betroffen waren. Kinder und Jugendliche sind vergleichsweise öfter von Armut betroffen als Erwachsene. Rund 5,3 Prozent der Menschen unter 18 Jahren (88.000 Personen) waren erheblich materiell und sozial benachteiligt. Demgegenüber waren es bei den Über-65-Jährigen 1,9 Prozent (30.000 Personen).
Armutsgefährdung weitgehend stabil
Die Armutsgefährdung ist hingegen trotz hoher Inflation weitgehend stabil geblieben: Der Anteil an Betroffenen ist um 0,1 Prozentpunkte auf 14,9 Prozent gestiegen - das entspricht rund 1,3 Millionen Menschen in Österreich. Besonders armutsgefährdet sind Alleinerziehende (41 %) oder Familien mit mindestens drei Kindern (31 %). Ohne Sozialleistungen und Pensionen würde der Anteil armutsgefährdeter Menschen sogar bei 42 Prozent liegen. Das verdeutlicht die positive Wirkung des österreichischen Sozialstaats.
Mehr Informationen
Weitere Informationen zur Erhebung der Einkommens- und Lebensbedingungen (EU-SILC) finden Sie auf unserer Website im Bereich "Allgemeine Sozialpolitik".