Gewalt gegen ältere Menschen
Gewalt an älteren Menschen hat viele Gesichter: Sie reicht von Benachteiligungen im öffentlichen Raum, sprachlicher Diskriminierung und finanzieller Ausbeutung über Vernachlässigung und Isolation bis hin zu körperlicher Gewalt und psychischen Misshandlungen wie der Einschränkung des freien Willens, entwürdigendem Umgang und respektlose Kommunikation.
Gewaltprävention
Gewalt gegen ältere Menschen kommt sowohl im öffentlichen Raum als auch in Institutionen und innerhalb der Familie vor. Dies geschieht vielfach unbemerkt oder wird nicht als Gewalt betrachtet. Nur wenige ältere Gewaltopfer suchen Hilfe. Viele schämen sich für ihre Opferrolle.
Es sind vielfältige Bedingungen dafür ausschlaggebend, dass Gewalt an älteren Menschen entsteht. Konflikthafte Beziehungen, finanzielle Abhängigkeiten, Überforderung und Hilflosigkeit, persönliche Probleme und fehlende Unterstützung, aber auch das gesellschaftliche Klima: Abwertende Einstellungen gegenüber dem Alter und negative Vorurteile gegenüber alten Menschen.
Maßnahmen zur Gewaltprävention
Die vom Sozialministerium gesetzten Maßnahmen zielen einerseits darauf ab, Gewalt an älteren Menschen gezielt vorzubeugen (Prävention) und anderseits eine adäquate Intervention bei Gewalt zu realisieren. Sowohl Prävention als auch Intervention setzen Bewusstseinsbildung voraus.
Sensibilisierung für Gewalt an älteren Menschen
Das Sozialministerium setzt gezielt Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung der breiten Öffentlichkeit und der fachlichen Öffentlichkeit – mit Filmen, Theaterstücken, Workshops und Fachtagungen sowie der Sensibilisierung von Familien, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Institutionen, Ärztinnen und Ärzten, Pflegekräften, aber auch der Öffentlichkeit für alle Formen von Gewalt an älteren Menschen.
Umfassendes Informationsmaterial soll auf dieses Thema aufmerksam machen und damit Gewalthandlungen vorbeugen.
Folgende Broschüren stehen dazu zum Download zur Verfügung:
- Gewalt erkennen. Fragen und Antworten zur Gewalt an älteren Menschen (PDF, 782 KB)
- Gewalt erkennen. Fragen und Antworten zu Demenz und Gewalt (PDF, 1 MB)
- Gewalt erkennen. Ältere Menschen in Institutionen (PDF, 1 MB)
Wanderausstellung "Halt - Keine Gewalt!"
Die Wanderausstellung "Halt - Keine Gewalt!" ist eine auf zwei Jahre ausgelegte, österreichweite Aufklärungsbewegung zum Thema "Gewalt gegen ältere Menschen" in Form einer Ausstellung.
Die Besonderheit besteht darin, dass die Wanderausstellung kontinuierlich von Ort zu Ort zieht, in einer Vielzahl an Bezirken in allen Bundesländern Halt macht und österreichweit die Thematik "Gewalt gegen ältere Menschen" in verständlicher und sensibler Form zu den Menschen bringt. Die Ausstellung zeigt auch Auswege aus der Gewalt auf und informiert über Ansprechstellen und Unterstützungsangebote.
Die Ausstellung vermittelt an 11 Stationen verschiedene Alltagssituationen, zum Teil über Videos und interaktive Ausstellungselemente. Es gibt eigene Führungen für Schulklassen und Senior:innengruppen.
Nähere Informationen finden Sie unter.
Grundlagenforschung
Um genauere Informationen und eine fundierte Grundlage für konkrete Maßnahmen zu erhalten, gibt das Sozialministerium Grundlagenforschung in Auftrag.
In der Studie „Gewaltschutz für ältere Menschen. Befragung von Expertinnen und Experten über Möglichkeiten und Hindernisse bei der Umsetzung gesetzlicher Regelungen in Österreich" (PDF, 3 MB) wurden die rechtlichen Rahmenbedingungen etwa zu Sachwalterschaft, Pflegegeld, Gewaltschutzgesetzen und Freiheitseinschränkungen daraufhin überprüft, ob sie in der Praxis zur Verhinderung von Gewalt an älteren Menschen beitragen können.
In einer Online-Studie zum Thema „Prävention und Intervention bei Gewalt gegen ältere Menschen. Konzepte und Maßnahmen im internationalen Kontext und rechtliche Aspekte in Österreich" (PDF, 1 MB) wurden intervenierende und präventive Maßnahmen aus verschiedenen Ländern dargestellt und diskutiert. Das Aufzeigen von „best-practice-Beispielen“ war hier ein zentraler Punkt.
In einer Erhebung über „Übergriffe, Gewalt und Aggression gegen ältere Menschen. Erfahrungen von Expertinnen und Experten in österreichischen Beratungs- und Hilfseinrichtungen" (PDF, 866 KB) wurde versucht, das Thema auch in Zahlen zu fassen und einen Überblick über die Formen von Gewalt zu geben. Befragt wurden 247 Expertinnen und Experten in österreichischen Beratungs- und Hilfseinrichtungen.
Beratungsangebot für ältere Gewaltopfer
Ältere Menschen wenden sich kaum direkt an Opferhilfeeinrichtungen. Stattdessen nützen Sie für Beschwerden eher Interessensvertretungen für Seniorinnen und Senioren.
Im Auftrag des Sozialministeriums wurde daher beim Verein Pro Senectute Österreich ein Beratungstelefon eingerichtet. Es bietet Betroffenen, aber auch Angehörigen oder Pflegekräften Beratung und Unterstützung an, steht aber auch allen Interessierten unter der Rufnummer +43 699 11 20 00 99 für Anfragen zur Verfügung.
Gewaltprävention in Betreuungs-Organisationen
Mit dem im Auftrag des Sozialministeriums erarbeiteten Wegweisers zur Gewaltprävention wurden österreichweit Workshops in Betreuungs-Organisationen durchgeführt, in denen allgemeine Handlungsanleitungen und Lösungsmöglichkeiten vermittelt werden.
Fachveranstaltungsinitiative zum Thema "Gewalt gegen ältere Menschen"
Um das Problembewusstsein in der Fachöffentlichkeit zu stärken werden aktuell insgesamt 40 Fachveranstaltungen in ganz Österreich abgehalten, in denen Basiswissen über das Gewaltproblem im Alter sowie konkrete Praxisprobleme behandelt werden.