Antimicrobial Stewardship
Antimicrobial Stewardship beschreibt den rationalen und zielgerichteten Einsatz von Antiinfektiva, mit dem Hauptziel, die Entstehung und Verbreitung von antimikrobieller Resistenz (AMR) zu verhindern. Unter Antimicrobial Stewardship (AMS) versteht man eine interdisziplinäre Strategie, die den angemessenen Einsatz von Antiinfektiva fördert, Therapien verbessert, AMR verringert und Infektionen durch multiresistente Erreger vermeidet.
AMS beinhaltet den optimierten Gebrauch von Antiinfektiva, speziell in Bezug auf:
- Wirkspektrum
- Dosierung
- Therapiedauer
- Verabreichungsform
- Interaktionen mit anderen Medikamenten
Im Nationalen Aktionsplan zur Antibiotikaresistenz (NAP-AMR) ist Antimicrobial Stewardship ein Unterkapitel gewidmet.
Aktuelle im NAP-AMR formulierte Ziele zu AMS:
- Etablierung von Antimicrobial Stewardship Programmen in Krankenanstalten und im niedergelassenen Bereich
- Ursachen von unsachgemäßer Verordnung vermeiden
Auch der österreichische Resistenzbericht AURES stellt mit den zur Verfügung gestellten Daten eine Grundlage für den sorgsamen und bewussten Einsatz von Antibiotika im Sinne eines Antimicrobial Stewardship, nicht nur im stationären, sondern auch im niedergelassenen Bereich, dar.
Symposium zu Antimicrobial Stewardship
2022 veranstaltete das BMSGPK zum ersten Mal ein Symposium zu Antimicrobial Stewardship, bei dem nationale und internationale Vortragende über aktuelle Entwicklungen und Projekte rund um das Thema ASP berichten. Das Symposium wird jährlich stattfinden.
1. Internationales Symposium zu Antimicrobial Stewardship (03.03.2022)
2. Internationales Symposium zu Antimicrobial Stewardship (07.03.2023)
3. Internationales Symposium zu Antimicrobial Stewardship (04.04.2024)
Qualitätsstandard Antiinfektivaanwendung in Krankenanstalten
Das übergeordnete Ziel dieses Qualitätsstandards (QS) ist es, durch die umsichtige Anwendung von Antiinfektiva die Sicherheit von Patient:innen in Krankenanstalten zu erhöhen. Der Qualitätsstandard umfasst Empfehlungen zu folgenden Bereichen :
- Voraussetzungen für die Durchführung von Antimicrobial Stewardship Programmen
- Verfügbarkeit von Daten zu Infektionserregern, Resistenzen und zum Antiinfektiva-Verbrauch
- Qualitätsindikatoren
- Strategien zur Optimierung des Verordnungsverhalten
- Spezifische Regelungen für die Diagnostik und für die Kommunikation von Befunden
- Prävention und Management von Clostridioides (früher Clostridium) difficile (C. difficile) und multiresistenten Erregern
- Nahtstellenmanagement zwischen stationärem und niedergelassenem Bereich
- Spezifische Anforderung beim Einsatz antimikrobieller Substanzen bei Kindern und Jugendlichen
Der Ständige Koordinierungsausschuss gab den Qualitätsstandard im September 2024 zur Veröffentlichung frei.
Qualitätsstandard Antiinfektiva-Anwendung in Krankenanstalten (PDF, 642 KB)
Internationale Aktivitäten
Bereits 2017 veröffentlichte die Europäische Kommission die „EU-Leitlinien für die umsichtige Verwendung antimikrobieller Mittel in der Humanmedizin“ (C/2017/4326) und definierte Antimicrobial Stewardship für den europäischen Kontext. Auch im „Global Action on Antimicrobial Resistance“ der World Health Organization nimmt AMS eine wichtige Rolle ein.
Österreich beteiligt sich an diversen internationalen Surveillance-Programmen und Aktivitäten im Bereich Antimicrobial Stewardship. 2021 endete die erste Joint Action on Antimicrobial Resistance and Healthcare-Associated Infections (JAMRAI), die bereits erste Grundlagen für die einheitliche Implementierung von AMS in Europa erstellte.
Zweite Joint Action on Antimicrobial Resistance and Healthcare-Associated Infections (JAMRAI2)
Das BMSGPK nimmt, gemeinsam mit der GÖG, auch an der JAMRAI 2 teil. 2024 startet diese zweite europäische Initiative, an der über 100 Institutionen aus ganz Europa teilnehmen. Ziel der Joint Action ist die Förderung europaweiter Kooperation, die Erstellung von fachlichen Inhalten und Richtlinien sowie die Konzeption und Durchführung von Pilotprojekten, Umfragen und Analysen. Antimicrobial Stewardship bildet einen der Schwerpunkte des mehrjährigen Vorhabens.
ESAC-Net
Das Europäische Netzwerk zur Überwachung des antimikrobiellen Verbrauchs (ESAC-Net; European Surveillance of Antimicrobial Consumption) sammelt und analysiert Daten über den Verbrauch antimikrobieller Mittel in den EU- und EWR-Ländern, sowohl im niedergelassenen, als auch im stationären Bereich.
Diese Daten werden verwendet, um den beteiligten Ländern Rückmeldungen zu Indikatoren für den Verbrauch von Antiinfektiva zu liefern. Die Daten im europäischen Vergleich bilden u.a. die Grundlage für gesundheitspolitische Maßnahmen zur Gewährleistung der umsichtigen Verwendung („prudent use“) von Antiinfektiva zur Erhöhung der Patientensicherheit.
Prudent Use trägt zu einer Verminderung von antimikrobiellen Resistenzen bei. Resistenzdaten ausgewählter invasiver Erreger werden im europäischen EARS-Net (European Antimicrobial Resistance Surveillance Network) überwacht.
GLASS-AMC
Österreich, vertreten durch das BMSGPK, nimmt ebenfalls am „Global Antimicrobial Resistance and Use Surveillance System“ (GLASS) der World Health Organization teil. GLASS-AMC, ein Teilprojekt, sammelt Daten zum Verbrauch von Antiinfektiva weltweit. Datengrundlage bilden hierbei die für ESAC-Net bereitgestellten Verbräuche.
Fachinformationen
Die österreichische Gesellschaft für antimikrobielle Chemotherapie (ÖGACH) veranstaltet regelmäßig Schulungen zum Thema Antimicrobial Stewardship.
Weiterführende Links:
(S1) Leitlinie für Antimicrobial Stewardship (AMS) im niedergelassenen Bereich
S3-Leitlinie „Strategien zur Sicherung rationaler Antibiotika-Anwendung im Krankenhaus“
TATFAR: Transatlantic Taskforce on Antimicrobial Resistance
ÖGACH: Österreichische Gesellschaft für antimikrobielle Chemotherapie